Vorsicht: (m)eine EUROPÄISCHE FALSCHMELDUNG! Stelle Dir als Leser einfach mal vor, die Generaldirektion für Landwirtschaft und ländliche Räume der Europäischen Union würde in Ihrer aktuellsten Statistik auf Ihrer Homepage ausweisen, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU-27 seit dem Jahr 2003 von insgesamt 13.700.400 auf sensationelle 15.021.400 im Jahr 2007 und damit um immerhin 1.321.000 Betriebe in nur 4 Jahren gestiegen ist.
Beim bäuerlichen Sorgentelefon erreichen uns erstaunlich wenig rechnerische Probleme. Trotzdem kommen eigentlich oft Gleichungen zur Sprache. Wir sind in der Schule schon während der Unterstufe mit den Zeichen > (mehr) und < (weniger) in Berührung gekommen. Ist schon damals vor allem das Mehr in unsere Köpfe und Herzen gepflanzt worden?
Die Fakten sind bekannt: Überfluss und Übergewicht auf der einen Seite, Hunger und Armut auf der andern. Bauernbetriebe, die aufgegeben werden, Migration, Diskriminierung, Klimaveränderung, Bedrohung der Biodiversität und Probleme mit dem Wasser sind die Folgen.
Es war vor bald zwanzig Jahren am Schulexamen. Sie saß alleine an einem Tisch und winkte mich, kaum stand ich unter der Tür, mit grossen, einladenden Bewegungen zu sich. Ich hatte keine Zeit mich richtig zu setzen, schon legte sie los. Leider war ihre Tochter in eine schlechte Klasse geraten, die Lehrerschaft war samt und sonders unfähig, nein sie hatten einfach alle keine Ahnung! - Innert kürzester Zeit hatte sie mir ihre ganze elende Lebensgeschichte auf den Tisch geklatscht. Völlig überrumpelt suchte ich einen Notausgang....
Anregungen der srakla zum Erntedank: "Die weltweite Problematik der Landwirtschaft ist bekannt: Hunger, Übergewicht, Armut, Preisdruck, Betriebsaufgaben, Nachfolgeprobleme, Klimawandel, Bedrohung der Biodiversität, Wasserknappheit usw. Wir aber glauben an die Verheissung eines neuen Himmels und einer neuen Erde..."
Beim Sorgentelefon stellen wir fest, dass immer mehr Bauernfamilien, auch durch schwierige wirtschaftliche Umstände bedingt, auseinanderfallen. Oft bleibt dann der Mann auf dem Hof zurück.
„Was kann man machen, wenn sich die Leute, mit denen man arbeitet muss, an keine Abmachungen halten?“ Der junge Mann spricht knapp und präzis. Laut wird er nie, er klingt sehr kontrolliert, fast monoton. „Beispiel: Ich komme um 12.00 Uhr nach Hause, aber das Mittagessen steht erst gegen 13.00 Uhr auf dem Tisch. Und das kommt immer wieder vor.“
Über das Wachstum ist in der schweizerischen bäuerlichen Presse eine heftige Auseinandersetzung entbrannt, ausgelöst durch Bemerkungen eines Milchbauern, der sich ungeschminkt für Wachstum aussprach.
„Darf mein Schwiegervater das?“ Die Stimme der anrufenden Bäuerin schwankt zwischen ungläubiger Verwunderung und Verzweiflung. „Mit seiner Sturheit verdirbt er meinem Mann die Freude am Bauern und reisst uns den letzten Nerv aus!“
„Wir haben einen schönen Hof, aber keines der Kinder will weitermachen"; „Der Milchpreis sinkt, das Einkommen wird kleiner“; „Meine Frau hat genug, sie will mich mit den Kindern verlassen“; „Die Maschinen werden langsam alt, es fehlt am Geld für neue“..... Zukunftsängste allenthalben. Fragen über Fragen. Wie soll das weitergehen? Die Freude geht verloren, der Antrieb fehlt.